125 Jahre Giston

Geschichte

Tradition und gute Arbeit über 125 Jahre und vier Generationen

Der Eingang und der Empfang der Firma Giston in Ardez ähnelt einem historischen Museum. Im Korridor sind verschiedene alte Holz-Kochherde mit dem Namen Giston ausgestellt, an der Wand hängen Bilder und Dokumente, welche die Geschichte der Firma Giston erzählen. Zum Beispiel Dokumente und Patentbestätigungen, welche den Innovationsgeist vor über 100 Jahren aufzeigen.

In einem Bilderrahmen ist die Bestätigung der Goldmedaille für eine Giston-Platte an der Ausstellung 1913 in Chur ausgestellt. Diese Auszeichnung war ein wichtiger Impuls um den erfolgreich eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Verantwortlich für diesen Erfolg war Jachen Giston aus Ardez.

Anfänge

Das Handwerk in Italien erlernt

Jachen Giston war, wie viele andere Engadiner auch, im Jahre 1879 nach Italien ausgewandert. Bei der Firma Lehmann in Milano, eine Plattenfabrik wo auch Teile für Dampfofen hergestellt wurden, hat er das Handwerk gelernt. Rasch wurde er zum Chefmonteur der italienischen Firma. Nach 20 Jahren war das Heimweh aber so gross, dass er mit einem grossen Rucksack an Erfahrungen und vielen Ideen, in seine Heimat zurückkehrte. Im Unterengadin musste er zuerst mit kleineren Arbeiten das Vertrauen der Kunden gewinnen. Nebenbei wendete er sein Wissen aus Italien an und produzierte die ersten Giston-Platten. Bald verkaufte er diese an Private und Hotels im ganzen Engadin. Und dank der Goldmedaille an der Ausstellung 1913 in Chur für eine extra angefertigte Platte waren die Giston-Platten plötzlich überall bekannt. Aber der Krieg 1914 und die wirtschaftliche Weltkrise machten dem innovativen Unternehmer einen Strich durch die Rechnung. Anstatt Geld, sammelte er eher Verlustscheine.

Weltkrise mit Konsequenzen

Langsam übernahmen die Söhne Gudench, Adolf und Dumeng die Verantwortung in der Firma Giston. Mit der Übernahme kehrte auch der Erfolg zurück. Die Firma Giston verkaufte in den Folgejahren Giston-Platten in alle touristischen Zentren in Graubünden. Aber das Schicksal sorgte dafür, dass die Bäume nicht in den Himmel wuchsen: Die erneute weltweite Wirtschaftskrise, Strukturveränderungen und verschiedene Krankheiten führten zu einem Geschäftsunterbruch.

Nach dem zweiten Weltkrieg hat Dumeng Giston, mit Unterstützung seines Bruders Adolf – und vom Aufschwung und der Konjunktur profitierend – wieder mit der Arbeit und der Familientradition angefangen. Mit wenig Geld, aber mit viel Motivation und Willen und mit Unterstützung seiner Ehefrau Anna Dora, hat er die Firma restrukturiert und ist mit Sanitärinstallationen und Heizungen auf den Erfolgsweg zurückgekehrt. Bald haben Dumeng und Adolf Giston den Mitarbeiterstab erhöhen müssen um alle Arbeiten ausführen zu können. Mit der Arbeit, stiegen auch die Bedürfnisse und Anforderungen der Kundschaft. Bereits damals breitete die Firma Giston die Geschäftsarme auch Richtung Oberengadin aus.

Entwicklung

Geschäfte in Samedan und Ardez

Auch der Sohn Jachen konnte beobachten, wie das Familienunternehmen wuchs. Er verbrachte bereits als Kind viel Zeit in der Werkstatt und schaute seinem Vater über die Schultern. Er liess sich im im Familiengeschäft ausbilden und ging in der Folge ins Ausland für Weiterbildungen am Technikum. Zurückgekehrt ist er mit einem breiten Wissen der modernen Technik – welche gerade auch im Heizungssektor eine grosse Entwicklung mit neuen Energien erfahren hatte – und bereit den traditionellen Betrieb in eine neue Ära zu führen. Grosse Unterstützung erhielt Jachen Giston von seinem langjährigen Mitarbeiter Leo Heeb. Auch trotz der grossen Entwicklung, ist das Prinzip der Firma, nach Auskunft von Jachen Giston, immer das gleiche geblieben: nämlich gute Arbeit zu leisten. Er hat die Verantwortung der Firma im Jahre 1970 zusammen mit seinem Vater übernommen. Im Jahre 1984 ist die Familie Giston mit der Firma umgezogen und hat die Filiale in Cho d’Punt in Samedan, im ehemaligen Rivella-Depot, eröffnet.

Im Jahre 1991 ist das neue Gebäude mit Büro, Werkstatt und Magazine in Ardez gebaut worden. Hier hat auch Mengia Giston, die Ehefrau von Jachen Giston, in der Administration gearbeitet. Sie war immer die gute Seele des Betriebes. In diesem Jahr feiert die Firma Giston das 125jährige Jubiläum mit rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Heute

Kompetenz in vierter Generation

Die alten Giston-Platten sind heutzutage nur noch Dekoration und Nostalgie. Die Firma hat sich auf Sanitärinstallationen und Heizungen, von der Planung bis zur Ausführung, spezialisiert. Die vierte Generation der Giston-Familie bringt nun das Ingenieurwesen für Heizungen, Belüftungen, Klimatisierungen und Sanitäranlagen in den Betrieb. Dumeng Giston hat, wie sein Vater auch, als Kind viel Zeit in der Werkstatt verbracht und seinem Vater und den Mitarbeitern über die Schultern geschaut. Deswegen war es auch quasi selbstverständlich, dass er ebenfalls das Handwerk erlernt und die fünfjährige Ausbildung als Sanitär- und Heizungsinstallateur im heimischen Betrieb macht. Danach hat Dumeng Giston die Technische Matur absolviert und das Ingenieur-Studium in Luzern gemacht. Heute führt er zusammen mit den Mitareitern alle Arbeiten im technischen Bereich aus. Mit Hilfe und Unterstützung von Sascha Huber setzt aber auch Dumeng Giston auf die alten Traditionen im Betrieb: «Vertrauen und gute Qualitätsarbeit sind die wichtigsten Kriterien um weiter Erfolg zu haben», sagt Dumeng Giston. Diese Werte sind ihm sehr wichtig, auch wenn sich die Welt heute schneller dreht. «Niemand hat mehr Zeit, alle Arbeiten müssen rasch umgesetzt werden», erzählt er. Und trotzdem will er in diesem Jahr Zeit nehmen – Zeit um das grosse Firmenjubiläum mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter feiern zu können.

In der Zwischenzeit hängt auch die Geburtstagsmedaille im Korridor der Firma Giston in Ardez und Jachen und Dumeng Giston sind stolz, einen wichtigen Beitrag für die lange Familientradition leisten zu können.